Stirling

Wir wachten gegen 8 Uhr auf.

Es hatte in der Nacht geregnet. Nach einem leckeren kontinentalen Frühstück wanderten wir los in Richtung Wallace Monument. Dank meiner *ähem* Navigation landeten wir mit einem Umweg über den alten Hafen an der Stirling Bridge.

Hier wurde die erste wichtige Schlacht des schottischen Unabhängigkeitskrieges geschlagen. William Wallace nahm die englischen Truppen in die Zange, nach dem die Brücke (damals aus Holz) zerstört wurde und rieb sie auf. Schwere Kavallerie gegen Speerträger - ein unvorstellbarer Anblick!

Auf halben Weg zum Monument erwartete uns - zu meinen Gunsten - der erste Kontakt mit schottischem Regen. Wir verschanzten uns in einem kleinen italienischen Restaurant und stärkten uns mit Kaffee und Tee.

Das Wallace Monument liegt geschätzte 200 Meter über der Stadt. Nach dem Aufstieg bewunderten wir die Aussicht auf den Regenschauer, der sich uns näherte. Der Turm selbst ist über eine schmale Treppe erklimmbar. Die Stufen haben eine breite von vielleicht einem Meter und dienen dem Auf- und Abstieg. Pech, wer grade runterkommt.

Auf den einzelnen Ebenen (drei an der Zahl) findet sich jeweils eine kleine "Ausstellung". Vom originalen Wallace Schwert über alle Könige Schottlands findet sich hier alles, was der Tourist wissen will.

Ich stieg bis zur Turmspitze auf, um mich dort den Gewalten des Wetters entgegengesetzt wiederzufinden. Der Wind peitschte die Regentropfen einmal quer durch die fünf Mal fünf Meter große Plattform. Uncool. Vor allem auf dem Weg nach unten, dank der rutschigen Treppenstufen. Ich konnte mich gerade man so halten und den ungebremsten Absturz über 300 Meter Wendeltreppe zu verhindern.

Danach wanderten wir den Weg zurück zum Stirling Castle vorbei am Settle Inn, wo wir eine kurze Klopause einlegten. Das Schloss war sehr interessant und eindrucksvoll. Nach dem Schloss schlichen wir über den alten Friedhof an der Church of the Holy Rude. Vorbei am Old Jail und der Innenstadt ging es dann wieder zum Hotel und ins Bettchen.

Am nächsten Tag stand Bannockburn auf dem Plan. Vom Hotel aus wanderten wir vorbei am Viehmarkt und einem mehr als interessanten Gleisübergang zum nächsten Stadtteil. Der Bahnübergang bestand neben einem von einem selbst zu öffnenden Tor vor den Gleisen eigentlich nur aus einem Warnschild: "Stop - Look - Listen". M-kay.

Bei unserer Wanderung ist neben dem Übergang die ältere Dame hervorhebenswert, die nach einem längeren Gespräch der Meinung war, dass alle Deutschen blond und blauäugig sind. Schnufig!

Angekommen in Bannockburn streiften wir durch die Dauerausstellung und das umliegende Areal. Die Natur hier ist schier atemberaubend! Grenzenlose Weiten auf der einen und die Stadt auf der anderen Seite.

Wieder in Downtown-Stirling ließen wir uns auf den ersten Großeinkauf im nahe dem Hotel gelegenen Morrisons ein. Eine Produktpalette nah am amerikanischen Standard erwartete uns. Wir lernten: Cider ist ein Apfelwein! Prost.

Am Ende des Tage hat mein Hase die erste Ladung an Wäsche gewaschen. Ein Wunder, wie ältere Generationen das ohne Wachmaschine erledigt haben - widerlich!

Am Samstag (25.7.) ging es nach Doune. Laut Ticket hieß die Busstation "Doune - Roads end" und so war es auch. Mitten auf der Strasse hielt der Bus und kippte uns hinaus. O-Ton: "Well, the bus station in the opposite direction is on the other side of the road. When you're leavin'?" - "Err... 7 o'clock?" - "Great. That's my tour. I'll look out for you.".

Ermutigt nach den netten Worten des Busfahrers watschelten wir durch den kleinen Ort über eine Wiese, auf der früher mal ein römisches Fort gestanden hat, zu Doune Castle. Es ist sehr interessant gewesen mal zu sehen, wie die Filmemacher rumtricksen. Das Schloss bzw. das Areal hat nix von dem, was einem in Ritter der Kokosnuss vermittelt wird.

Nach der Besichtigung legten wir uns auf die Wiese vor dem Schloss und schliefen prompt ein. Mit einem Schwarm von Stechmücken und anderen Viechern über uns wachten wir auf und entschlossen und spontan gegen die totale Aussaugung durch die Insekten für eine Wanderung am River Teith entlang.

Der Weg zählt als Naturreservat. Kein Wunder also, dass das Wasser des Flusses unglaublich frisch und sauber war! Nach einer dreistündigen Wanderung landeten wir zwei Stunden vor Busabfahrt wieder mitten im Ort am Sportplatz. Wir hielten für eine Weile inne und erkundeten danach das Umland fernab vom Schloss. Kaum zu glauben, aber hier ist die Natur noch so in Ordnung, dass wir Falken beobachten konnten.

Widererwartend sammelte uns der Busfahrer pünktlich ein und fuhr uns in Richtung Stirling. Unser Aufenthalt in Stirling neigt sich dem Ende zu.

Am 26.7. hieß es aber erst einmal: Ab nach Edinburgh!

Wir liefen durch den Wolkenbruch zum Bahnhof und fuhren los. Angekommen mussten wir uns erst einmal orientieren. Edinburgh Weaverly ist ein gigantischer Bahnhof! Unser Weg führte uns zur Royal Mile und hoch zum Edinburgh Castle. Vor allem im Nachhinein ist es ziemlich lustig in irgendwelchen Videos den Platz von dem Schloss zu sehen und sagen zu können: Hey, hier haben wir eine geraucht!

Das Schloss selbst gleicht einer Kleinstadt. Weitläufig und gigantisch. Es war nicht erlaubt in den wirklich interessanten Gebäuden Fotos zu machen, daher kann ich nur sagen: Die Kronjuwelen Schottlands sind wundervoll! Schlicht, aber dennoch phantastisch. Neben dem Stone of Scone - dem Krönungsstein – gestanden zu haben: unbezahlbar. Jahrhunderte von Tradition zu einem Fleck gebracht.

Nach unserem Besuch des Schlosses ging es die Royal Mile hinunter in Richtung Parlament. Wir machten kurz halt an der Kathedrale und besichtigten diese. Zu geizig, die zwei Pfund für eine Fotoerlaubnis zu zahlen, knipsten wir nur eine der Nebenkirchen. Hier wurden seiner Zeit einige schottische Könige gekrönt.

Auf dem langen Weg zum Parlament liefen uns viele Schotten in voller Montur entgegen. Wie wir später feststellten war zu dieser Zeit das Highland Gathering in vollem Gange. Unser Glück auf der gesamten Reise war es, alle großen Festivals um wenige Tage zu verpassen. Wir schlichen vorbei am Sommersitz der Queen und stiegen durch unseren chronischen Zeitmangel halb auf dem Arthur's Seat nur um danach wieder die Royal Mile hinaufzuklettern und einen Fish 'n Chips Shop zu überfallen.

Der Fisch selbst war durchaus lecker, aber die Fritten sind absolut nicht zu empfehlen, außer man will seinem Kardiologen einen Gefallen tun. An dieser Stelle endete auch schon unser Trip nach Edinburgh und es ging wieder zurück nach Stirling. Wir sagten uns: Fisch muss schwimmen - und genehmigten uns vor dem Schlafengehen noch ein leckeres Ale von der Hotelbar.