Fort-William

Die Szenerie wechselte von idyllischer Natur zu bedrohlichen, wolkenverhangenen Bergen in der Ferne und die Luftfeuchtigkeit nahm spürbar zu.

Unser Zimmer in Fort William war grausam. Neben dem Hotel lag ein Italiener, dessen Belüftungsanlage an der Außenwand unseres Zimmers vorbeigeführt wurde. Der Lärm war eine Mischung aus einem dumpfen Brummen und metallischem Klicken. Da alle anderen Zimmer ausgebucht waren, konnten wir zum Ende unseres Aufenthalts zumindest einen Rabatt von 20 Pfund rausschlagen.

Am 4. August kauften wir ohne Frühstück (kostete extra) Wanderkarten und machten uns auf den Weg zur längsten Wanderung unseres Urlaubs. Wir liefen durch den Glen Nevis zum Steall Waterfall. Das Tal wirkte ob seiner hunderte Meter hohen Steilhänge bedrückend und wir erreichten den Ausgangspunkt der eigentlichen Wanderung nach etwa fünf Stunden.

Der Weg führte einen schmalen, feuchten Grat entlang an einer Schlucht und mündete überraschend in einem weiten Tal, das den Blick auf den Wasserfall preisgab. Nach unserem ersten Kontakt mit den wohl schlimmsten Plagegeistern dieses Planeten - den Midges - machten wir uns auf den Rückweg in Richtung Zivilisation. Nach etwa zwölf Stunden Fußmarsch ließen wir uns beim Italiener nieder und verputzten ein mehr als opulentes Mahl.

An Deutsche Maßstäbe gewöhnt gönnten wir uns Knoblauchbrot, Bruschetta und einen Hauptgang. Der komische Blick der Bedienung hätte uns stutzig werden lassen müssen, denn die Vorspeise war mehr als ausreichend. Ein Bruschetta bestand genauso wie das Knoblauchbrot aus drei reichlich bedeckten und überbackenen Scheiben Brot. Mahlzeit!

Nach einer weiteren Beschwerde an der Rezeption über die Lautstärke im Zimmer wurde die Ventilation des Italieners mal wieder notgedrungener Weise abgestellt. Wir gehen Futtern, beschweren uns und die restlichen Gäste plus Küchenpersonal müssen leiden - so sollte es die restlichen Tage auch noch weiter gehen :-D

Am folgenden Tag wanderten wir wieder in Richtung Glen Nevis. Wir bogen in Richtung Ben Nevis ab und begannen mit der Besteigung des höchsten Berges der Insel. Stellt euch vier Stunden Treppensteigen vor und ihr seid noch nicht mal nah dran.

Auf etwa 600 Metern Höhe angekommen machten wir an einem mitten im moorartigen Plateau gelegenen Bergsee halt und begannen langsam wieder mit dem Abstieg. Kaum zu glauben, aber des Öfteren hatten uns Jogger bei unserem Aufstieg überholt! Die Schotten sind offenbar sehr, sehr hart im Nehmen...

Der folgende Donnerstag läutete allmählich das Ende unseres Urlaubs ein. Wir fuhren mit dem Bus nach Glencoe und erkundeten die Umgebung. In einem kleinen Waldstück gelegen versteckt sich Signal Rock. Nach dem Verrat der Clans durch die Campbells während des Glencoe Massakers sammelten sich hier die Überlebenden und versteckten sich in den nahen Bergen. Wir besuchten das nahe gelegene Clachaig Inn den Ort des Massakers. Noch heute klebt eine Plakette am Empfang der Gaststätte die klar und deutlich besagt: Keine Bettler oder Campbells!

Nachdem wir uns wieder zurück zu Bushaltestelle bewegt hatten, murrten wir über unsere aufgezwungenen drei Stunden Wartezeit auf den Bus. Im Nachhinein muss ich sagen: Gut, dass wir deutlich zu früh dort waren. Der letzte Bus nach Fort William kam eine gute Stunde zu früh. Naja. Zumindest wurden wir so nicht noch weiter von den Midges aufgefressen.